Fr. 31. März 2017 || 20.00 Uhr
15 €
Kabarett mit positiver Grundaussage? Klingt auf den ersten Blick machbar. Wie einen Schneeball knusprig anzubraten, beispielsweise.
Jan Jahn, traumatisiertes Erziehungsprodukt der 68er, wagt es trotzdem. Wer als Kind bei Länderspielen immer nur „BRD, BRD“ rufen durfte, der kennt sich eh mit der Außenseiterrolle aus. Und kann ruhig mal auf die Regeln pfeifen. Indem er das im Kabarett bisher eigentlich Undenkbare sagt: „Ich finde dieses Land gar nicht sooo schlecht…“ Auch auf die Gefahr hin, dass seine Gitarre von empörten Anhängern der FKF (Fundamentalistische Kabarett Fraktion) zum Schlaginstrument umfunktionieren wird.
Püriertes Schnitzel ist natürlich leichter verdaulich. Schließlich gibt es hierzulande vermaiste Landschaften, Sozialneid – und den Musikantenstadl (der sich übrigens, wie eine hinterhältige Grippewelle, durch die ganze Veranstaltung zieht). Nur: Sind „die da oben“ wirklich an allem schuld? Es muss doch Wege geben, wie wir es selber in die Hand nehmen können, dass dieses Land lebens- und liebenswerter wird!
Jan Jahn hat sie gesucht – aber leider keine Patentlösung gefunden. Dafür allerdings jede Menge verflixt witzige Geschichten und mitreißende Lieder. Über den freundlichen Umgang miteinander. Über LOHAS, Smartphones, die wortgetreue Anwendung des Grundgesetzes – und besonders über das eigene Scheitern beim Selbstversuch.
Doch wie sagte einst Winston Churchill? „Erfolg ist die Fähigkeit, von Niederlage zu Niederlage zu gehen – ohne seinen Enthusiasmus zu verlieren!“ Das kriegt Jan Jahn hin (besonders den Teil mit den Niederlagen). Und ringt selbst den haarsträubendsten Irrsinnigkeiten unverdrossen „Die gute Nachricht“ ab.
„Kein schöner Land?“ ist ein liebevoll verpacktes, rasant lustiges und leidenschaftlich vorgetragenes Plädoyer für mehr Einmischung und Zivilcourage – ohne ausgelutschte Männer/Frauen-Witze und fieses Politiker-Bashing. Also für alle, die mal Lust auf etwas anderes Kabarett haben – in einem Land mit, pardon, aber ja: Potential!