Freitag
5.
November 2021
20 Uhr
Zurück in die Zukunft!
Er hockte vor dem Klavier, gewundener Rücken, den Kopf seitwärts zu uns gedreht, und seine Hände schlugen von schräg unten auf die Tasten ein. Eine Bogenbewegung, ein Krakenkampf. Er kroch in dieses heilige Instrument, als wäre er allein mit ihm, als hätten wir hier nichts zu suchen, und er hatte so wenig Respekt vor ihm wie Johnny Rotten vor dem Papst. Es sah mörderisch aus.
So erinnerte sich Herwig Mitteregger von der Band Spliff an seine erste Begegnung mit Manfred Maurenbrecher Anfang der Achtziger, die wenig später in einem Plattenvertrag mit der CBS mündete. Die Wochenzeitung Die Zeit frohlockte sogleich: ...wohl die einzige wirklich große Entdeckung der gehobenen deutschen Unterhaltungsmusik, Abteilung Liedermacher.
Maurenbrecher war anders, jemand der musiziert ...als müsse er die Töne von den Tasten reißen... Wie kein anderer hierzulande schafft Manfred Maurenbrecher Platz zwischen den Zeilen
, schreiben die Nürnberger Nachrichten auch noch Ende der Achtziger. Eine Hit-Single ist mit ihm jedoch nicht zu machen. Maurenbrecher erweist sich als Album-Künstler. Die Musik und die Texte, aus denen Maurenbrecher's Platten sind, kommen von den Straßen, in denen er lebt, sind den Parties abgeschaut, auf denen er immer der schlaue und amüsierte Außenseiter sein wird
, schreibt sein damaliger Manager Jim Rakete: Ein rascher Erfolg würde ihn zum Mittelpunkt einer solchen Party machen. Nachdem ich ihn einige Jahre kenne, wage ich zu prophezeien: Das wird er verhindern.
Rakete behält recht. Maurenbrecher wird zum Geheimtip auf Lebenszeit
(FAZ, 1992) und tauscht den großen Ruhm für ein Leben voller Würdigungen, echten Kultcharakter und eingeschworene Fans ein. 1991 gewinnt er den Deutschen Kleinkunstpreis zusammen mit Richard Wester, 1998 den Liederpreis des Südwestfunks. Konstantin Wecker zieht den Hut: Unprätentiös und versponnen, musikalisch von bewundernswerter Schlichtheit, die ihm hierzulande keiner nachmacht.
2002 gewinnt er den Deutschen Kabarett-Preis als Mitglied der Lesebühne Mittwochsfazit (zusammen mit Horst Evers und Bov Bjerg). 2005 folgt der Preis der Deutschen Schallplattenkritik und 2009 der Liederpreis der Liederbestenliste.
Als 2010 dann das 30jährige Bühnenjubiläum ansteht, machen sich seine Fans an ein außergewöhnliches Geschenk: 3 CDs mit 62 Cover-Versionen seiner Lieder. Reinhard Mey ist dabei, Hannes Wader, fast die gesamte Berliner Lesebühnenszene, Klee, Purple Schulz, Opern- und Chansonsänger, Rocker, Popper, das ganze Spektrum. Macht man sich die Mühe, die CDs tatsächlich in voller Länge durchzuhören, stellt man fest, dass Manfred Maurenbrecher eine Menge guter Songs geschrieben hat, sowohl textlich, wie auch kompositorisch
, staunt dazu der Tagesspiegel.
Doch das ist kein Ende: die Alben no go (2013), Rotes Tuch (2015) und flüchtig (2017) gewinnen allesamt den Preis der Deutschen Schallplattenkritik und sorgen für neue Schwärmereien. Das Lied Kiewer Runde erhält zudem den Liederpreis der Liederbestenliste.
„solo“ ist ein Abend mit Liedern der aktuellsten CD "INNERES AUSLAND", Hochaktuellem und Liedern/Anekdoten aus ‚meinen Achtzigern‘.
Manfred Maurenbrechers Homepage: https://maurenbrecher.com/
- leider schon ausgebucht -