Sa. 24. Februar 2018 || 20.00 Uhr
15 €
28 Jahre alt ist Sarah Kane, als sie 4.48 Psychose schreibt – ein dunkles Gedicht direkt aus dem Feuer menschlicher Synapsen, eine vielteilige Bestandsaufnahme, hochpoetisch, ein Aufschrei voll Sehnsucht – und ein Abschied. Denn Sarah Kanes fünftes Stück ist zugleich ihr letztes: 1999, kurz nachdem sie das Manuskript ihrem Verleger übergeben hat, nimmt sich der damalige Shooting Star der britischen Dramatik das Leben
Wohl autobiographisch verweist der Stücktitel auf den Augenblick der größten Klarheit einer Psychiatrie-Patientin: 4 Uhr 48, ein Moment zwischen zwei Medikamentendosen, wo die Tablettenwirkung in den Hintergrund tritt und die Klarheit kommt, die vielleicht zugleich Wahn ist. Auch der Beginn der kurzen Tagesphase, in der die Dramatikerin Kane in diesem Winter 1998/99 schreiben kann.
Die Depression, das Burn-Out – eine Stoffwechselstörung? Oder vielmehr die logische Schlussfolgerung, wenn man mit offenen Augen und offenem Herzen auf unsere Welt schaut? In ihrem 2000 posthum am Londoner Royal Court Theatre uraufgeführtem Text geht die 1971 geborene Sarah Kane in die absolute Nahaufnahme. Sie seziert Fleisch und Geist einer Erkrankung, die selbst Aufgeklärte zutiefst irritiert, lauscht auf den Puls eines Leidens, von dem Millionen von Menschen betroffen sind, das irgendwo zwischen Biochemie, Psychologie und Philosophie angesiedelt scheint. Es ist ein finaler Krieg, auf den Sarah Kane in 4.48 Psychose blickt: Der Krieg eines Menschen mit sich selber, der Krieg des Bewusstseins.